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Sechste Fränkische Feinschmeckermesse in Iphofen

Karl-Heinz Hesse ist immer mit dabei, wenn die „Chefin“ unterwegs ist. Er sei so etwas wie der „Animateur“, einer, der „den Leuten den Mund wässrig macht“, sagt er – und die „Chefin“ nickt. Karl-Heinz Hesse und Ingrid Ritter-Hesse sind ein eingespieltes Team. Die Eheleute betreiben im Herzen Uffenheims eine Konditorei – „in vierter Generation“, wie Karl-Heinz Hesse betont. Aber es gebe mittlerweile „so viele Bäckereien am Ort“, ergänzt seine Frau, dass sie von Café und Konditorei kaum überleben könnten. Die Hesses haben sich spezialisiert auf Direktvermarktung und nutzen ein Forum wie die Fränkische Feinschmeckermesse in Iphofen, um ihre Erzeugnisse besser an den Mann zu bringen.
Ingrid Ritter-Hesse hat die Anfänge der Messe vor neun Jahren miterlebt, und wahrscheinlich hat die weit über Stadt und Landkreis hinaus bekannte Selbstvermarkterbörse mit zum Aufschwung ihrer Manufaktur beigetragen. „Wir sind Exoten“, meint Ingrid Ritter-Hesse, die Osterhasen, Schneeballen, Zimtrollen, Makrönchen oder Schokolade in der Auslage liegen hat. Aber das Exotische sind die Pralinen.
„Handgemacht“, wie sie zu betonen pflegt. Eine Maschine, die die Glasur über das edle Naschwerk zog, hat sie wieder stillgelegt. „Das hat sich nicht mit der Qualität vertragen.“ Seitdem wird auch das in Handarbeit erledigt. Zu den Pralinen kamen vor zehn Jahren Trüffel, eine Idee, die mit der Premiere der Feinschmeckermesse geboren wurde.
Manche Kreation hat sich erst aus den Wünschen der Kunden ergeben. Nugat, kombiniert mit Rotling, etwa sei aus einer so „verrückten Idee“ entstanden. „Wissen Sie, wie der Winzer das nennt?“ Ingrid Ritter-Hesse setzt ihr verschmitztestes Lächeln auf und sagt: „Rotling küsst Nugat!“ Über Geschmack lässt sich nicht streiten. Als Messe-Neuheit präsentieren die Hesses dem Publikum in der Karl-Knauf-Halle ihre Scheurebe-Trüffeln. Eugen Ritter stellt am gleichen Stand seine Geschäftsidee vor: eine Mischung aus Handwerk und Hightech. „Der Kunde lädt am Computer ein Foto hoch, sendet es zu uns, wir prägen das Bild auf die Schokolade, und ein paar Tage später liegt das Ganze dann im Briefkasten.“
Betriebe wie die Confiserie Ritter-Hesse in Uffenheim meint der bekennende Gourmet und Regierungspräsident Paul Beinhofer, als er in seiner Festrede von „fruchtbaren Synergieeffekten“ spricht, von einer wachsenden Zahl an fränkischen Manufakturen und von „Gewinnern am Markt“, die durch solides Wirtschaften ihren Rang gesichert hätten. Zu Zeiten der Globalisierung und einer weltweiten Krise sucht nicht nur der Franke nach Identität und Vertrauen. Da passt ein „Feinkostkaufhaus Franken“, wie Iphofens Bürgermeister Josef Mend die Messe gerne nennt, ideal in die Zeit. Beinhofer sieht in der „nachhaltigen Entwicklung“ die größte Chance für die Land- und Forstwirtschaft der Region.
Diese Nachhaltigkeit spiegelt sich in vielen Erzeugnissen der Messe, die auch in ihrer sechsten Auflage nichts von ihrer Anziehungskraft eingebüßt hat. Schon am ersten Tag pilgern ein paar Hundertschaften in die schmucke Halle, die Wirtshäuser, die Weingüter und die Vinothek zur vielleicht größten kulinarischen Kontaktbörse Frankens. Es sind die Vielfalt und die Qualität, die überzeugen: Ob Kürbiskernkäse oder Ostheimer Fleischkäse, ob Rotweinessig oder Traubenkernöl, ob Rosenbowle oder Quittenwein, ob Karpfenmatjes oder Steaks vom Fränkischen Hochlandrind – all diese Produkte tragen den Geschmack, atmen den Geist dieser Region. Eine Fürther Nussmanufaktur bietet veredelte Kerne an, eine Kaffeerösterei aus Cadolzburg hält Espresso bereit, „nach alter Tradition schonend in der Trommel geröstet“ – und ein paar Ecken weiter preist der Iphöfer Stadtförster Rainer Fell die Delikatessen der im Hellmitzheimer Wald gehaltenen Eichelmastschweine.
Für Regierungspräsident Beinhofer steht schon vor dem Messerundgang mit Kitzingens Landrätin Tamara Bischof und der zwei Tage zuvor frischgekrönten Fränkischen Weinkönigin Melanie Unsleber aus Ramsthal fest: „Jeder, der nicht zu uns nach Franken kommt und sich verwöhnen lässt, ist dumm.“ Das Herstellen hochwertiger Produkte ist für Bürgermeister Mend das eine. Das andere sei, diese Erzeugnisse optimal zu präsentieren und zu vermarkten. Frankens Selbsterzeuger seien da auf dem richtigen Weg: vom reinen Produzenten hin zum professionellen Erzeuger. Beinhofer fällt in den letzten Jahren noch ein Wandel auf: „Wir finden heute vermehrt Veredelungsbetriebe, die aus den Grundprodukten neue Köstlichkeiten zaubern.“
Dass bei dieser Messe „Genüsse in einzigartiger Weise präsentiert“ werden, wie Landrätin Bischof zur Eröffnung in ihrer charmanten Ader sagt, kann Konditorin Ingrid Ritter-Hesse nur bestätigen. „Alles hier ist sehr gut organisiert und so schön gestaltet in der Halle. Es macht unheimlich Spaß in diesem Ambiente.“ Sie und die 33 anderen Aussteller, zum größten Teil Stammkundschaft, kommen in zwei Jahren gerne wieder, um für sich und ihre leckeren Waren zu werben. Karl-Heinz Hesse hat wahre Freude daran, den Leuten den Mund wässrig zu machen.