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Ohne Frauen kein Staat

Da wurden sie draußen vor die große Plakatwand gestellt: „Lounge in the City – powered by CSU“. Bereit zum offiziellen Pressefoto. Fünf Männer, Amts- und Würdenträger ihre Partei. Und Anja Weisgerber, Europaabgeordnete und Gastgeberin des Abends. Ihr kam plötzlich noch der zündende Gedanke: „Wir brauchen auch ein paar Frauen!“ Stimmt.
Drinnen – in der Schweinfurter Kultkneipe Habaneros – wären genug gewesen. Keine offiziellen freilich, denn die sind auch in der modernen „CSU 2.0“ noch vergleichsweise rar. Aber viele Frauen ohne Parteibuch aus der Schweinfurter Gesellschaft, die sich interessierten für dieses „niederschwellige“ Angebot der bayerischen Regierungspartei – zum Cocktail trinken, plauschen und ein wenig Politik schnuppern.
Die „Lounge“ – das ist ein noch junges Angebot der CSU, konzipiert im zurückliegenden „Jahr der Frau“ als „Ladies After Work Party“. Zielgruppenorientiert. Es gibt grüne, rote, blaue Cocktails mit ebenso bunten Strohhalmen und viel Fruchtdeko; dazu eine kurze Plauderrunde, bei der kein geringerer als CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt den Conférencier spielt.
Zwischen lärmenden Mixern und Ice-Crushern hinter der Theke der mit knapp 250 Besuchern (Frauenanteil: 70 Prozent) gut gefüllten Bar schnappt man das eine oder andere Witzchen der Offiziellen auf. Etwa über die schmal eingefasste Brille des Schweinfurter Oberbürgermeisters Sebastian Remelé, wo doch der moderne Mann – also einer wie Dobrindt – das dicke schwarze Horngestell bevorzugt. Oder über den Inhalt der geheimnisvollen Tüten, die Anja Weisgerber und ihre Parteifreundin Martina Gießübel unter den anwesenden Damen verteilen: Im „Survival Paket für die Frau von heute“ (Dobrindt) stecken unter anderem ein Latte-Macchiato-Glas und der Aufnahmeantrag – für die CSU.
Die Frotzeleien der Männer auf dem Podium unterbrechen die Frauen mit durchaus ernsthaften Beiträgen. Bezirksrätin Christine Bender wirbt für das Frauen-Mentoring-Programm, bei dem erfahrene Politikerinnen junge Politikinteressierte „an die Hand nehmen“ und so weiblichen Parteinachwuchs heranziehen. Anja Weisgerber freut sich über die gute Resonanz und macht ihren Geschlechtsgenossinnen Mut, sich aktiver in das Gemeinwesen einzubringen: „Ohne Frauen ist kein Staat zu machen.“ Nach nur 20 Minuten ist 's genug der Plauderei, Dobrindt ruft auf, noch ein paar Freigetränke-Chips unters Volk zu werfen. 200 waren ohnedies schon ausgeteilt worden, als Belohnung für die Vorab-Anmeldung via Facebook. Die Kärtchen müssen noch ausgefüllt werden; die Damen erhielten sie am Eingang, sie müssen nur ihre Adressdaten darauf notieren und ankreuzen, dass sie an „Informationen Ihrer CSU“ interessiert sind.
Dann können sie ein schmuckes „All-Terrain-Bike“ im weißblauen Parteilook gewinnen. Die Gewinnerin wird allerdings erst in ein paar Monaten gezogen. Nach fünf Stunden – gegen elf Uhr – neigt sich die „Lounge“ dem Ende entgegen. Die „Landesleitung geht“, wie das im Parteijargon heißt. Viele Frauen sind trotzdem geblieben, und Habaneros-Wirt Frank Seger ist nochmal geschwind in sein 300 Meter entferntes Getränkelager gesprintet: „Aperol ist aus!“ Frauen in der Politik. Erfrischend anders.
Von unserem Redaktionsmitglied Holger Laschka
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