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Schwanfelder Bandkeramik-Museum: Mitmachen und Erl

Das mit dem Mitmachen, Anfassen, Ausprobieren musste keiner lang erklären. Kaum sind die offiziellen Reden im Hof vorbei, laufen schon die ersten Kinder in der Tracht der Bandkeramiker durch das Museum. Die Frauen bewundern Frisuren, die Männer Werkzeug. Das dürfte vor 7500 Jahren nicht anders gewesen sein. Damals begann etwas, was Professor Jens Lüning die neolithische Revolution nennt. Schluss mit Jagen und Sammeln. Die Menschen betreiben Ackerbau, Viehzucht, bauen stabile Häuser.
Gelernt haben sie das von Gruppen einwandernder „Missionare“, wie Lüning einmal schrieb. Aus Prag kam der Jäger-Krieger, der als der Gründer der Siedlung gilt, die Hans Koppelt entdeckt hat, als er sich 1970 die Grube für den Schulbau angeschaut hat. Lüning hat mit seinen Studenten die Siedlung ausgegraben, die gut 100 Meter vom Museum entfernt liegt. Für ihn ist das Museum die Krönung eines Forschungsprojektes, das er vor über 30 Jahren begonnen hat. Entsprechend gerührt ist er.
Überhaupt ist die Eröffnungszeremonie im Hof trotz kalter Füße und klammer Jacken – Regen war wohl nicht eingeplant – eine fröhliche, lockere Sache. Nicht nur, weil die Kinder mit ihrer Lehrerin Daniela Behr ein lustiges Steinzeitlied eingeübt haben, der Musikverein spielt, alles so liebevoll hergerichtet ist. Das Dorf, die älteste Siedlung Deutschlands, steht hinter dem Projekt. Das spürt man, das loben die Festredner, von Gerhard Eck und Landrat Harald Leitherer über Innenarchitektin Ursula Sauer-Hauck bis zu Bezirkstagsvizepräsidentin Karin Renner und den Pfarrern Volker Benkert und Ivan Brückner. Jens Lüning erinnert sich an die Herzlichkeit der Schwanfelder, als er und sein Team hier gegraben haben. Bürgermeister Richard Köth lobt den Gemeinschaftsgeist der Schwanfelder. Er ist stolz auf das Museum und das, was dahintersteht. Die Schwanfelder haben sich in Arbeitskreisen engagiert, im Einführungsfilm Bandkeramiker gespielt. Da hat übrigens auch Ehrenbürger Abt Fidelis Ruppert einen Gastauftritt. Die Schwanfelder haben genäht, gebastelt, frisiert, gesaugt, abgestaubt. Und auch ein bisschen Archäologie studiert. Die Führer hat Jens Lüning geschult. „Wir kennen uns jetzt aus“, sagt Margot Köhler-Tanzberger. „Das ist echt schön geworden“, meint ihre Kollegin Karin Neubauer, die im Steinzeitgewand Ackergeräte vorführt.
Die Stars im Museum sind drei lebensgroße Figuren: Ein Kind, ein Mann, eine Frau. Sie sitzen auf Thronen, tragen kunstvolle Frisuren – und sind eine Art Brücke in die Vergangenheit. Die Frauenfigur symbolisiert eine Ahnenfigur, wie sie die Menschen damals verehrt haben. Der Mann (der Gründer der Siedlung) und das Kind sind sozusagen Schwanfelder, ihre Skelette wurden hier ausgegraben. Wer vor ihnen steht, sich umschaut, kommt ihnen nahe. Man weiß, was sie gegessen haben, wie sie gearbeitet, gelebt und gewohnt haben. Entdecker Hans Koppelt bringt es auf den Punkt: „Ich bin ergriffen, was man da alles draus machen kann.“

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